Project Description

Zukunft der Arbeit.

Noch kann niemand mit Bestimmtheit sagen, wie unsere Arbeitswelt künftig aussehen wird. Fest steht nur, dass sie sich verändern wird. Neue Märkte mit neuen Jobs entstehen, andere Märkte und Jobs werden verloren gehen. Die Digitalisierung bietet ökonomische und ökologische Chancen und sie hat das Potenzial, die Arbeitswelt positiv zu verändern. Genauso gilt aber, dass die Digitalisierung Risiken für die Erwerbstätigen birgt. Es kommt darauf an, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Wichtige Ansatzpunkte dafür zeigen sich bereits heute. Denn die Zukunft der Arbeit hat für viele Menschen schon längst begonnen: Die Erwerbsbiografien werden immer bunter, aber auch immer brüchiger. Die Flexibilisierungsansprüche wachsen, die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit und zwischen Selbstbestimmung und Selbstausbeutung verschwimmen, Qualifikationen werden immer wichtiger. Drei große Aufgaben stehen auf der Agenda:

  • Es muss gelingen, Frauen und Männer so zu qualifizieren, dass sie auch in der digitalen Arbeitswelt dauerhaft gute Chancen haben.

  • Um Sicherheit auch jenseits der klassischen Erwerbsbiografie zu gewährleisten, müssen die sozialen Systeme fit für die neuen Herausforderungen gemacht werden.

  • Damit die die Chancen der digitalisierten Arbeitswelt allen zugutekommen, muss ein fairer Interessensausgleich zwischen Beschäftigten und Unternehmen sichergestellt werden.

Qualifikation zählt.

Im Zuge der Digitalisierung nimmt die Halbwertzeit von Wissen weiter ab, Arbeitsplätze und -inhalte verändern sich rasant. Regelmäßige Weiterbildungen werden zukünftig so wichtig wie die Erstausbildung sein, um sicherzustellen, dass alle Erwerbstätigen in die digitale Zukunft mitgenommen werden. Es fehlen jedoch die Strukturen und Angebote, um das Schlagwort vom lebenslangen Lernen mit Leben zu füllen. Das geht vor allem zulasten von Geringqualifizierten, also denen, die eigentlich am dringendsten unterstützt werden müssten. Auch für die Arbeitsförderung gilt: Bevor sich heute das Räderwerk von Arbeitsagenturen und Jobcentern in Gang setzt, muss man erst einmal arbeitslos werden. Vorbeugende Qualifizierung, durch die die Arbeitslosigkeit von vornherein vermieden werden kann, ist dagegen selten. Das ist nicht mehr zukunftstauglich. Die berufsbegleitende Qualifizierung Erwerbstätiger muss zur zweiten zentralen Säule der Arbeitsmarktpolitik werden muss. Arbeitsagenturen und Jobcenter müssen umfassende Dienstleister für Beschäftigte, Selbständige, Arbeitslose und Betriebe werden. Sie sollen beraten, Qualifizierungen vermitteln oder anbieten und mitfinanzieren – vorbeugend UND bei Arbeitslosigkeit. Denkt man diese Entwicklung zu Ende, stellt sich langfristig auch die Systemfrage. Wenn der Umbau zu einer Arbeitsversicherung gelingt, dann hätte das jetzige Nebeneinander von Arbeitslosenversicherung und Grundsicherung für Arbeitsuchende ausgedient.

Soziale Sicherheit.

Die Erwerbsverläufe werden unsteter, neben dem Normalarbeitsverhältnis wird es immer bunter. Zu den Befristeten, Leiharbeitern und Solo-Selbstständigen treten die Cloud-, Crowd- und Clickworker. Die Arbeitslosenversicherung aber hat mit der Ausdifferenzierung der Arbeitswelt nicht Schritt gehalten und für viele Menschen ihre Schutzfunktion verloren. Deshalb muss die Arbeitslosenversicherung so flexibel werden, wie die Menschen längst arbeiten. Sicherheit in einer veränderten Arbeitswelt kann sie nur bieten, wenn es nicht mehr darauf ankommt, ob jemand abhängig beschäftigt oder selbstständig ist, unbefristet oder auf Zeit, in Projekten oder an vielen Stellen gleichzeitig arbeitet. Damit die digitale Zukunft der Arbeit sozial abgesichert ist, brauchen alle Erwerbstätigen den Zugang zur Arbeitslosenversicherung. Dafür müssen die bestehenden hohen Hürden zu den Leistungen der Arbeitslosenversicherung abgesenkt und bessere Zugänge für Selbständige erschlossen werden. Auch die anderen Sicherungssysteme müssen angepasst werden. Insbesondere für die „neuen“ Selbständigen existieren kaum soziale Leitplanken. Umso dringlicher stellen sich Fragen nach Mindesthonoraren und Regelungen zum Beispiel für das Arbeiten auf Online-Plattformen.

Mehr Souveränität für Beschäftigte.

Viele Frauen und Männer wollen mehr Arbeitszeitsouveränität, um Erwerbsarbeit und private Verpflichtungen und Bedürfnisse besser miteinander vereinbaren und partnerschaftlicher teilen zu können. Die Digitalisierung kann helfen, dieses berechtigte Anliegen umzusetzen – und damit gleichzeitig zur Fachkräftesicherung beitragen. Die Teilzeit wie wir sie kennen kann keine Antwort auf die veränderten Lebensentwürfe der Menschen sein. Denn dabei zeigt sich: Zu viele Frauen sind nach der Geburt eines Kindes in der Teilzeitfalle hängen geblieben. Trotz Benachteiligungsverbot ist Teilzeit immer noch ein Karrierekiller und vor allem Frauensache. Männer entscheiden sich nur selten dafür, weil sie sehen, was aus ihren teilzeitbeschäftigten Kolleginnen alles NICHT wird. Aber heute geben sich gut ausgebildete Frauen nicht mehr mit der Rolle als Zuverdienerin zufrieden. Und auch Arbeitgeber wissen, dass Frauen als Fachkräfte unentbehrlich sind. Wenn allerdings Kinder zu versorgen oder ältere Verwandte zu pflegen sind, stoßen diese unterschiedlichen Anforderungen an (Zeit-) Grenzen. Darum braucht es neue und flexible Arbeitszeitarrangements für Beschäftigte. Wahlarbeitszeiten und mehr Mitbestimmungsrechte über das Wann und Wo ihrer Arbeit schaffen neue Optionen und Freiheiten für Frauen und Männer. Davon profitieren nicht zuletzt auch die Betriebe.